A bissle ebbes über Augschburg und mi
Im „Jungfernsilo“ wurde ich 1960 geboren. Das Hochhaus der ehemaligen Frischklinik war Schwesternwohnheim und Geburtsklinik zugleich. Damals, sehr beliebt bei Augsburger Junggesellen.
Nach einem kurzen Klinikaufenthalt, brachte mich Mama nach Hause. Augsburg, nordöstlich des Lechs wurde meine neue Heimat. Dort erwarteten mich, mein 5 Jahre älterer Bruder und mein Papa. In einem Mehrfamilienhaus, im Stadtteil Lechhausen.
Als ich älter wurde war es bei uns üblich, sonntags nach dem Mittagessen, spazieren zu gehen. Entweder in den Parkanlagen am Lech. Zum Tiergarten oder botanischen Garten. Manchmal auch in die nah gelegene Innenstadt.
Fünf Minuten von unserer Wohnung entfernt, befand sich der Lech mit seinen Grünflächen. An manchen Tagen spazierten wir flussaufwärts zum Hochablass oder ein Stück weiter, Richtung Eiskanal. Diese beliebten Ausflugsziele waren in einer Stunde erreichbar. Das wild herabrauschende Wasser. Ein herrliches Schauspiel für uns Kinder und am Kiosk, gabs was guads. Manchmal ein Eis, manchmal was anderes Leckeres.
Der Hochablass ist ein Stauwehr am Lech. Daraus wurden die Bürger mit Trinkwasser versorgt. Die Räume mit den Pumpen für die Trinkwasserversorgung ist inzwischen ein Museum. Als Stromkraftwerk wird es seit 2013 für die Augsburger genutzt. Das Lech Wasser fließt in verschiedenen Kanälen bis in die Altstadt. Einer davon ist der Eiskanal. Sein Name beruht darauf, dass er früher als Umgehungswasserlauf für Treibeis diente. Seit 1972 befindet sich eine Wildwasser Strecke im Gewässer. Die Versorgung, der Textilfirmen, Gerber und andere Handwerksbetriebe wurden durch die künstlichen Wasserläufe gewährleistet.
Flussabwärts ging es zum Grießle, ein inoffizieller Stadtteil von Augsburg. Zwischen Lechhausen und Firnhaberau. Der Name bezieht sich vermutlich auf den sandigen Untergrund. Der Grieß wurde zum Grießle. Da im Augsburger Dialekt viele Wörter mit der Endung „le“ oder „la“ verniedlicht werden, konnte ich mir diese Erklärung der Namensgebung gut vorstellen.
Zum Beispiel: „Pägglasuub“ ist die Instantsuppe. „Ja schau doch amol, so a liabs butzale“ damit war ein Säugling gemeint. Oder „d`Fias dun mer weh vom fila gniagla.“ Was übersetzt heißt: „Die Füße tun mir weh vom vielen knien“.
„Gutsla“, Bonbon gab es bei uns in der Jakoberstrasse, wenn am Faschings Sonntag die Umzugswagen vorbei fuhren.
Und „fremdala“ Zurückhaltung am Faschingsdienstag ging gar net. Die Polonaise zog sich als unendlicher Wurm durch die Mengen. Alle Läden wurden ab Mittag geschlossen. In der närrischen Zeit war einiges in der Innenstadt geboten. Neben Rathaus und Eisenberg, an der kurzen Maxstraße, befand sich das Musikgeschäft „Dr. Sohn“. Lautsprecher hingen an den Außenwänden am Plattenladen und beschallten die gesperrte Straße.
Auch wenn es nur noch die wenigsten wissen. Augsburg war eine Hochburg im Fasching. Ein „Muss“, am Faschingsdienstag zur Musik von Dr. Sohn zu tanzen.
Leider war ab Mitte der 70ziger alles vorbei. Dr. Sohn gab es nicht mehr und der Faschingsumzug war der Stadt zu teuer.
(Autor Helga Sättler 08.03.2018)