Das Fest

 

Ich war gerade mal 16 und schon in der Disco unterwegs. Das Golden Girl, ein Tanzlokal in der Innenstadt, hatte es mir angetan. Jedes Wochenende, Freitag und Samstag, war ich dort anzutreffen. Die wenigsten wussten, dass ich keine 18 war. Ich wurde nie nach dem Ausweis gefragt.

Meine Eltern dachten, mein fünf Jahre älterer Bruder Michael nimmt mich mit. Am Anfang ging ich mit ihm, aber dann lernte ich einige Leute kennen und gesellte mich zu ihnen. Michael hatte eine Freundin und war dann meist verschwunden. Beim Knutschen… oder… keine Ahnung.

Mein Vater sagte mal: „Wenn sie dich einmal mit der Polizei nach Hause bringen, ist es vorbei mit fortgehen“.

Die damaligen Disko Besitzer Patrick und Günther veranstalteten an einigen Nachmittagen Fahrrad Ausflüge in die nähere Umgebung. In Oberschönenfeld grillen usw. Somit bildete sich eine nette Clique. Wir trafen uns nicht nur nachts zum Tanzen, auch untertags hatten wir Spaß.

 

Wir waren eine tolle Gemeinschaft und daraus ergab sich folgendes Erlebnis:

 

Als ich mal bei meinem Onkel Andreas war, meinte er: „Ich habe einen Arbeitskollegen der morgen seinen Geburtstag feiert und ein Spanferkel grillt. Ich soll ein paar Leute mitbringen. Hast du Lust? Kannst auch ein paar Freunde einladen.“

 

Das tat ich dann auch. Ein Anruf genügte. Die Golden Clique kam mit 6 Autos zu meinem Onkel.

Ich stieg die Stufen zu seiner Wohnung hoch und klingelte. Tante Elisabeth öffnete die Türe.

Hallo Tante: „Wir können fahren, meine Bekannten warten unten auf der Straße.“

Onkel Andreas hörte es, ging ins Schlafzimmer, um aus dem Fenster zu sehen.

„Ja, bist du denn verrückt, ich kann doch nicht so viele Leute mitbringen.“

„Du hast doch gesagt, ich kann Freunde mitnehmen.“

„Aber doch nicht so viele. Ich dachte an drei oder vier. Wie erkläre ich das meinem Bekannten. Ich rufe lieber erstmal an. Wie viele Leute seid ihr?“

„So 15, denke ich.“

Kopfschüttelnd ging er in den Gang zum Telefon. Ich wartete im Wohnzimmer. Hatte ein ganz schlechtes Gewissen. Hoffentlich muss ich das nicht absagen, grübelte ich. Ich hatte mir echt nichts dabei gedacht. Na ja, ich schätzte auch nicht, dass alle kommen würden. Aber so schlimm war es doch auch wieder nicht.

 

Als er zurückkam, meinte er: „Okay, sie haben gesagt es sei genügend Essen vorhanden. Wir sollen alle kommen. Was hast du dir nur dabei gedacht?“

Der Kollege wohnte außerhalb von Augsburg. Somit fuhren wir im Konvoi zum Spanferkel essen.

 

Das Fest war hinter dem Haus im Garten. Es saßen bereits so 20 Leute herum oder standen am Grill. Das Spanferkel war schon am Braten. Sie hatten extra für uns Bierbänke aufgestellt.

 

Zuerst saßen Jung und Alt getrennt voneinander. Als einige von uns in die Küche oder zum Grill gingen und ihre Hilfe anboten. Vermischten sich die Generationen. Wir kamen ins Gespräch und es war so, als würden wir uns schon ewig kennen. Als dann nach dem Essen die Musik hinzukam, wurde getanzt. Auch dabei vermischten sich die Altersklassen. Es wurde viel gelacht, getanzt, gegessen und getrunken.

 

Jahre später sagte mein Onkel noch zu mir: „Weißt du noch, das Fest mit deinen Freunden? Es war wunderschön. Ich hatte zwar zuerst einen Schock, als du mit 6 Autos aufgetaucht bist, aber mein Kollege schwärmt heute noch von Euch.“

 

 

(Autor: Helga Sättler 31.08.2019/Thema: Das Fest)

 

 

 

(Grillfest Oberschönenfeld - Golden Girl Club 1977)

(Spanferkelessen 1977)