Zoggi
In den Ferien fuhren wir zu meiner Tante Resi nach Serbien. Sie wohnte auf einem Berg in 1.000 m Höhe. Wir konnten nicht mit dem Auto hochfahren. Es war so steinig, dass unser alter VW bestimmt auseinander gefallen wäre.
Oben angekommen bekamen wir zur Begrüßung Slatko. Das war ein sehr süßes Pflaumenkompott und dazu wurde Wasser gereicht. Jeder nahm nur einen Löffel. Ich wollte natürlich mehr essen, weil es so lecker schmeckte.
Meine Mutter schimpfte: “Nur einen Löffel, das ist hier Sitte und nicht mehr.“
„Aber, das schmeckt doch so gut.“
Zu meiner Mutter gewandt, meinte Tante Resi: „Ach Maria laß sie doch.“
Somit aß ich ein paar Löffel mehr. Was mir in der Nacht eine flüssige Bescherung brachte.
Meine Tante und mein Onkel Cedo hatten Schafe und Kühe. Was mir am besten gefiel, sie hatte ein Schaf, das nicht bei der Herde war und ich durfte mit ihr spielen. Ich nannte sie Zoggi.
Meine Schlafzimmertür ging direkt zum Hof hinaus. Sobald ich aufstand, vor die Tür ging und nach Zoggi rief, kam sie angelaufen. Ich liebte sie. Sie war so kuschlig und lief überall mit mir hin. Ich verbrachte 2 Wochen mit ihr.
Am Tag unserer Abreise stand ich auf und rief: „Zoggi, wo bist du? Haaaaallo Zoggi?“
Als ich ins Freie trat, sah ich sie.
„Oh Gott“ Ich konnte es nicht fassen. Sie hing in zwei Hälften an der Tür des Schuppens. Ich habe nur noch geheult. Konnte mich fast nicht beruhigen.
Tante Resi meinte: „Ich wollte euch ein Festmahl vor der Heimfahrt bereiten.“
Meine Eltern haben nur aus Höflichkeit etwas gegessen. Ich selbst brachte keinen Bissen herunter.
Auf der Heimfahrt sagte meine Mutter: „Mir ist das Fleisch fast im Hals stecken geblieben.“
Was mein Vater bestätigte.
Meine Tante hatte es gut gemeint, das wussten wir, aber meine Zoggi schlachten?
(Autor: Helga Sättler 22.02.2019/Thema: Liebe/Jemanden mögen)