Vom Bodensee zum Starnbergersee

Konstanz - Bernried

07.05. - 22.05.2010

Freitag 07.05.2010

 

Unser Zug fährt erst um 17:03 Uhr nach Konstanz. Wir wollen noch eine Kleinigkeit essen und sind schon um 15:00 Uhr am Bahnhof, im Brauhaus 1516. Diesmal laufen wir die erste Woche zu dritt. Martina hat sich entschieden, es mit uns zu versuchen. Sie kommt um 16:00 Uhr und ist schon etwas aufgeregt, wegen ihrer defekten Waschmaschine und natürlich wegen der Wanderung.J Sie ist noch nie zuvor so eine weite Strecke gelaufen und denkt, sie kann mit uns zwei Langen nicht schritthalten.

Pünktlich geht es mit dem ICE nach Ulm. Der Zug ist voll, bevor wir lange suchen bleiben wir im Gang stehen. In Ulm herrscht etwas Verwirrung, da auf dem Zug „Basel“ steht und wir nicht so recht wissen ob wir richtig sind. Ein freundlicher Mann meint, dass es in Ordnung ist, der Zug hält in Radolfzell. Dort wechseln wir nochmal den Zug und um 20:15 Uhr sind wir in Konstanz. Die erste Unterkunft ist in der Altstadt. Das Dreibettzimmer liegt im 4. Stock unter dem Dach und ist nicht gerade groß. Alles ausgebucht. Wir gehen noch an den See und zur Hafeneinfahrt um uns die imposante Imperia anzusehen.

 

Die Skulptur „Imperia“ vom Bildhauer Peter Lenk stellt eine Prostituierte dar. Sie soll an das Konstanzer Konzil zwischen 1414 – 1418 erinnern. In der einen Hand hält sie den Kaiser, er spreizt die Beine und mit verschränkten Beinen, hält sie in der Anderen, den Papst. In dieser Zeit befanden sich neben zahlreichen kirchlichen Vertretern auch unzählige Prostituierte in der Stadt, die für Vergnügen und Ablenkung sorgen sollten. Als 1993 die Statue aufgestellt wurde gab es zahlreiche Proteste, vor allem seitens der Kirche. Die nackte Papstskulptur wurde nach unserer Wanderung im Juli 2010 entfernt.

Es nieselt leicht. In einem netten Café in der Altstadt genehmigt sich Wolfgang ein Tiramisu. Martina und ich trinken etwas. Um 22:00 Uhr liegen wir im Bett.

 

Konstanz mit 81.500 Einwohnern ist die größte Stadt am Bodensee und liegt direkt an der Schweizer Grenze. Konstanz entstand aus einem Römerlager des 1. Jahrhunderts n.Chr., und bereits im Jahr 590 wurde das Bistum gegründet. Im Mittelalter blühte die Stadt auf, erhielt um 900 das Marktrecht und war 1192-1548 Freie Reichsstadt.

 

Samstag 08.05.2010 Konstanz – Arbon (CH)

 

Um 5:30 Uhr sind wir wach. Martina hat in Ihrer „Klappmatratze“ sehr schlecht geschlafen, bestimmt 50x in der Nacht umgedreht. Nach vorn, hatte sie das Gefühl sie fällt aus dem Bett. Nach hinten, wurde sie an die Wand gedrückt. Erst einmal wird geduscht und dann gepackt. Martina verzweifelt etwas. „Was soll ich ganz unten in den Rucksack legen, was ganz oben“. Wir lachen viel, das geht ja schon gut los. Das Frühstück ist sehr gut, das Wetter durchwachsen, es ist bewölkt und nieselt leicht. 

Wir gehen zum offiziellen Ausgangspunkt des E5 im Konstanzer Stadtgarten. Eine kleine Tafel am Musikpavillion erinnert an die Eröffnung des E5 am 2. Juli 1972.

 

Vater des E5 ist der Sonthofener Hans Schmidt. 1969 lief er von Sonthofen in neun Tagen zum Ferienhaus der Familie in Girlan-Schreckbichl bei Bozen. Ein Zeitungsbericht über diese Unternehmung wurde von Georg Fahrbach dem Vorsitzenden des Schwäbischen Alpenvereins gelesen. Schmidt wurde von Georg Fahrbach eingeladen, an der Gründung der Europäischen Wandervereinigung mitzuwirken.

 

Der Weg führt uns am Bodensee entlang, langsam kommt die Sonne zum Vorschein. Nachdem es die Tage und Wochen vorher sehr oft geregnet hat, ist das ein wundervoller Anblick. Wir strahlen mit der Sonne um die Wette.  

 

In der Schweiz, sehen wir wunderschöne große Häuser, fast alle ohne Vorhänge. Man kann sehen wer aufräumt und wer nicht ;-). Ich habe im Internet recherchiert und in einem Bericht der Basler Zeitung diesen Bericht gelesen:

Wann genau ist eigentlich der Exhibitionismus in der Schweiz ausgebrochen? Durch die vielen übergroßen Fensterfronten der neuen Bauten wird oft öffentlich gezeigt wie man wohnt, lebt, in der Unterwäsche Frühstück macht, die schmutzige Wäsche liegen lässt …. na ja, … Warum eigentlich ist die Angst vor ein wenig Wohnlichkeit so groß?

Im Parkhotel in Romanshorn legen wir eine Café- bzw. Eis - Pause ein und genießen die Sonne. Wir sind schon ziemlich erledigt. Wolfgang meint, wir sollen nach Romanshorn laufen und nicht am Ufer entlang, das geht schneller. Also führt unser nächster Weg direkt nach Romanshorn, ohne auf den weiteren Verlauf der Wanderschilder zu achten. Wir haben schließlich eine Wanderkarte dabei.  Mitten in Romanshorn finden wir unsere gelben Schilder wieder. Wir laufen und laufen irgendwie kommt uns die Strecke komisch vor. Da fährt eine Radfahrerin vorbei, ich frage sie, ob es der richtige Weg nach Arbon ist. Sie sagt: „nein“. „Wie bitte“. „Nein, auf diesem Weg geht es nach Kreuzlingen.“ Na toll, wieder umdrehen und zurück. Auf den gelben Schilder steht eben nur „Wanderweg“ und nicht wohin. Das wird uns eine Lehre sein.

Wir laufen durch Romanshorn und haben das Gefühl es nimmt kein Ende. Martina muss dringend auf die Toilette, was machen? Ich schlage vor, mit ihr in eine Kneipe zu gehen, dann gehe ich auch gleich mit. Wir finden eine Gaststätte, gehen rein und wollen den/die Wirt/in fragen ob wir auf die Toilette dürfen und dafür bezahlen. Kann ja jeder kommen, denken wir. Es ist so um die Mittagszeit, ein Tisch mit einigen Gästen ist besetzt. Wir schauen uns um und sehen den Besitzer nicht. Ich sage zu Martina: „lass uns gleich gehen, wir bezahlen danach“. Ich lege unseren Foto auf die Ablage des Waschbeckens und sage noch im Spaß zu Martina: „denk daran, nicht dass wir ihn liegen lassen“. Ich hole gerade Kleingeld aus meinem Rucksack, da stürmt die Wirtin (betrunken) in die Toilette. Martina kann gerade noch zur Seite springen, sonst hätte sie die Tür im Rücken gehabt. Die Wirtin schreit uns an: “raus, raus, raus“. (Natürlich im Schweizer Dialekt, den ich nicht wiedergeben kann.) „Ich bin doch kein Kiosk“. Ich will ihr klar machen dass wir zahlen wollen, aber sie lässt mich nicht ausreden und schreit immer wieder: „raus, raus“ Sie zeigt mit dem Finger nach draußen. Martina geht in den Wirtsraum. Jetzt schreit sie nur noch mich an. Ich versuche nochmal ihr zu verstehen zu geben, dass wir zahlen wollen, aber es hat keinen Sinn, sie hört überhaupt nicht auf mich. Wir stehen beide in der Wirtschaft und wollen den Leuten erklären, dass wir zahlen würden. Die schauen uns alle an, als wären wir nicht ganz dicht. Na dann, gehen wir eben ohne zu bezahlen. Wir lachen dann noch mit Wolfgang und sagen, wenigstens waren wir schon auf der Toilette. Nach einer Stunde Fußmarsch stell ich fest, dass der Foto nicht mehr in meinen Händen ist. So ein Sch… wir haben ihn auf der Toilette liegen lassen. Martina hat ein schlechtes Gewissen, da ich ja im Spaß sagte, lass ihn uns nicht vergessen.

NUN WISST IHR WARUM BIS JETZT NOCH KEINE FOTOS EINGEFÜGT SIND!!!

Martina will nochmal zurück, aber Wolfgang und ich beschließen unterwegs eine neue Kamera zu kaufen. Wir hätten in nächster Zeit sowieso eine gekauft. Vielleicht hat auch schon ein Gast oder die Wirtin den Foto entdeckt und wir vermuten, dass wir diesen eh nicht mehr bekommen. Die ganze Strecke wieder zurück? Am ersten Tag schon Ärger mit der Polizei? Nein, danke.

Somit machen wir momentan mit unseren Handys Fotos.  Wir können trotzdem noch lachen, wie ihr seht.


Der Weg zieht sich…. und wir laufen und laufen und laufen. Um 17:45 Uhr erreichen wir das Altstadthotel in Arbon. Alle sind froh. Es reicht für den ersten Tag. Martina hat Schmerzen in der Hüfte und dem Oberschenkel. Wolfgang verspricht ihr Besserung, nach dem Essen wird massiert. Zuerst mal duschen. Wir haben diesmal eine Suite. Martina gehört der obere Bereich, wir schlafen unten. Unser Abendessen wird im kleinen Biergarten serviert, allerdings nur mit Jacken auszuhalten. Es ist trotz Sonnenschein nicht sehr warm. Essen sehr gut. Martina ist frustriert, da sie Schmerzen hat und hinkt. Sie meint: „wenn das morgen auch so ist, dann muss ich abbrechen“. Wir beruhigen sie, denn wir wissen, morgen ist alles wieder gut. Später auf dem Zimmer wird Martina massiert und mit Crosstapes versorgt.

Crosstapes oder Spiral Crosslings, sind kleine kreuzflächige Pflaster die ursprünglich aus Asien eingeführt wurden. Man kennt hauptsächlich die großen bunten Bänder, die viele Leistungssportler nützen. Ein Teil dieser Methode ist wissenschaftlich erwiesen, ein Teil nicht. Bei dem Schmerzpunkt tritt eine hohe Energieanhäufung auf, die gezielt beklebt wird, um die Zirkulation der Energie und die Blutzirkulation zu verbessern.

Arbon befindet sich im Kanton Thurgau direkt am Bodensee und ist für seine schöne Altstadt und die Seepromenade bekannt. Als Wahrzeichen gilt das Schloss mit Schlossturm. Es hat römische Wurzeln und hieß ursprünglich Arbor Felix (lat. glücklicher Baum)

(Etappe 1 – Konstanz – Grenze/Schweiz – Kreuzlingen – Münsterlingen – Uttwill – Romanshorn – Egnach – Arbon; mit Pausen ca. 9 Std.)

Sonntag 09.05.2010  Arbon (CH) – Fußach (A)

Um 7:00 Uhr gibt es Frühstück. Martina geht es wieder gut, allerdings sind wir alle drei etwas lädiert. Auch der Fotoverlust ärgert uns doch noch etwas, da die ersten schönen Bilder verloren sind. Frühstück wird uns vom Chef selbst aufgetischt. Er ist ein Sachse oder Thüringer? Wir können da keinen Unterschied feststellen. Wolfgang sagte:“ sie haben aber einen tollen Schweizer Dialekt“. Unser Wolfgang halt wieder, lach….

Um 8:00 Uhr laufen wir los. Frisch gestärkt, allerdings heute etwas ruhiger. Müssen uns erst einmal einlaufen. Wir gehen nach Rohrschach. Das Wetter ist noch trüb und es sieht nach Regen aus. Meine zwei Mit-Wanderer glauben wiedermal, dass es heute nicht schön wird und regnet. Ich will die beiden überzeugen, dass ich gute Beziehungen nach oben habe J und das Wetter noch schöner wird. Sie glauben mir nicht.


Wir gehen an der Hauptstraße in Romanshorn entlang, da wir es vermeiden wollen eine kleine Anhöhe zu besteigen. Martina hasst es an der Straße zu laufen, somit geht es auf ihre Anweisung runter zum Bodensee. Ihre Freude währt nicht lange, dann stehen wir auf einem Firmengelände und müssen wieder auf die Hauptstraße zurück. Bis nach Staad geht es weiter auf dem Fuß- Radweg. In Staad zweigen wir ab und laufen einen schöneren Weg ohne Autoverkehr. Wir haben bei strahlendem Sonnenschein (das zu meinen guten Beziehungen nach oben, grins…) einen super Ausblick auf die Ortschaften der Umgebung.

Nach der Grenze in Österreich wollen wir eine Rast einlegen. In Rheineck geht es über die Grenze. In Gaißau bleiben Martina und ich gleich beim ersten Café stehen, aber Wolfgang gefällt es dort nicht. Heute bin ich richtig am Ende, ich will unbedingt ausruhen, Wolfgang meint beim nächsten Café, ganz bestimmt. Das nächste hat geschlossen, na toll. In der Zwischenzeit ist es ca. 13:00 Uhr und auf den Wegen die wir laufen, kommt nichts, absolut nichts. Ich bin nur am jammern, mir tut alles weh, am liebsten würde ich mich hinsetzen und nicht mehr weitergehen. Martina sagt:“ es nützt ja nichts, wir müssen weiter“. In der Ortschaft Höchst hoffen wir auf ein Café oder Gasthof, allerdings ist es jetzt schon 14:30 Uhr und der erste Gasthof hat geschlossen. Wir wollen zur Kirche, dort gibt es meistens eine Wirtschaft oder Café. Die Sonne brennt gnadenlos runter. Martina geht es auch nicht besser, nur Wolfgang hat heute eine riesen Energie und feuert uns immer wieder an. „Ich habe die Kirchturmspitze gesehen dort drüben, gleich kommt eine Wirtschaft“. Wir sehen keinen Kirchturm. Fast am Ende der Ortschaft, finden wir ein Restaurant „Die Linde“. Natürlich sind wir außenherum gelaufen, statt mitten durch den Ort. In der Linde wurden wir fürstlich belohnt, das Essen war gigantisch und der Kellner witzig. Er fragt uns wo wir herkommen. Stolz sagen wir von Arbon. Er kann es nicht glauben und fragt nochmal: “zu Fuß? Das fahre ich ja nicht einmal mit dem Fahrrad.“ Da sind wir natürlich alle drei ganz schön stolz auf uns, und grinsen.


Zum Essen gibt es zuerst von der Küche eine kleine kostenlose Überraschung: Einen Erdbeerschaum mit Ingwer in einem kleinen Glas serviert und dazu auf einem speziell kleinen gebogenen Löffel einen Walddorfsalat. Ich sage Euch köstlich, “hmmmm“, machen wir alle drei. Martina und ich essen Spargel mit Ringelblumen, einer Bärlauchsoße, kleinen Kartoffeln und Schinken. Wolfgang bekommt als Vorspeise eine Spargelsuppe mit Bärlauch und einen Feldsalat mit vielen Köstlichkeiten. Wir sind alle drei sehr zufrieden mit uns.

Wir wollen gar nicht mehr aufstehen, sitzen bis 16:00 Uhr im Freien. Das Wetter ist wunderschön. Nur noch eine dreiviertel Stunde bis nach Fußach, unser nächster Übernachtungsort.

Leichter Regen erwischt uns dann doch noch, kurz vor dem Hotel. Wir beziehen unsere Zimmer und gehen dann runter in die Gaststube, um den Abend mit einem Getränk abzuschließen. Martina und ich lassen es nochmal krachen und bestellen einen Apfelstrudel mit Eis und Sahne. Das haben wir uns verdient.

 

Fußach ist im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Die Dornbirner Ach hieß früher Fussach und daher kommt vermutlich der Namen der Ortschaft. Der Name Fußach wird erstmals 840 als Fossonas erwähnt, im Steuerverzeichnis des Klosters Pfäffers. Es war im Mittelalter eins der wichtigsten Warenumschlagsplätze im Bodenseeraum. An die Burg zu Fußach erinnert nur noch der Burghügel.

(Etappe 2 – Arbon(CH) – Rohrschach (CH) – Staad (CH) – Buechen – Schloss Greifenstein (CH) – Burriet (CH) – Rheineck Grenze – Gaißau (A) – Höchst (A) – Fußach (A); mit langer Pause ca. 9 Std.)


Montag 10.05.2010  Fußach (A) – Scheidegg/Hagspiel (D)

Es hat die ganze Nacht geregnet, lt. Wetterbericht keine guten Aussichten. Schau mer mal, sag ich zu den beiden, sie glauben mir natürlich nicht. Um 9 Uhr laufen wir los. Heute hat Wolfgang etwas Probleme, der linke Fuß tut ihm weh. Jeder darf mal…. Die erst Strecke gehen wir an der Hauptstraße entlang, der Regen begleitet uns den ganzen Weg von Fußach nach Hard bis Bregenz.

In Bregenz kommen wir an der Seebühne vorbei und sehen uns diese an. Gespielt wird dieses Jahr die Oper AIDA von Giuseppe Verdi. Das Bühnenbild befindet sich noch im Aufbau.

Unsere Wirtin aus Fußach gab uns den Ratschlag in Bregenz bei der Firma Hartlauer einen Fotoapparat  zu kaufen. Also, steuern wir als nächstes zu Optik Hartlauer am Bahnhof. Wolfgang sagt zu dem jungen Mann: “wir sind schon älter und brauchen einen Foto der alles alleine macht, wir wollen nur noch aufs Knöpfchen drücken“. Er lacht und empfiehlt uns eine Olympus, stellt alles ein und tatsächlich wir müssen nur noch abdrücken, toll.

Bregenz befindet sich im Bundesland Vorarlberg. Die erste Siedlung im Gebiet entstand ca. 1500 v. Chr. Zur Keltenzeit war Bregenz der am stärksten befestigte Ort in der Region. Der Name  stammt aus dieser Zeit. Entweder von der Göttin Brigantia bzw. Brigid oder vom keltischen Wort “briga“, was so viel heißt wie „Siedlung am Wasser“. Sicher ist das der Keltenstamm der Brigantier um Bregenz siedelte.

Wir gehen zur Pfänderbahn, inzwischen ist es schon 12:00 Uhr. Leider haben wir die Greifvogel – Flugschau auf dem Pfänder versäumt, die wäre um 11:00 Uhr gewesen. Die nächste Gondel fährt um 12:30 Uhr.

Oben angekommen machen wir gleich mal Rast in der Gaststätte da es immer noch leicht nieselt. Dort treffen wir auf 3 junge Männer die nicht wie wir mit der Bahn gefahren sind. Wolfgang erzählt ihnen wie fleißig seine beiden Frauen, besonders Martina sind. Da sie noch nie so eine lange Strecke gelaufen ist. 9 Stunden sagen die Männer, Respekt. Wir sind stolz auf uns.

Wie ich prophezeit habe, hat sich der Regen verzogen und die Sonne kommt zum Vorschein.

Martina will noch unbedingt den Alpentierpark ansehen, also geben wir uns geschlagen. Wir stellen fest sie braucht jeden Tag ein Highlight, dann ist sie wieder voller Energie und läuft und läuft und läuft, grins….  Wir sehen junge Wildschweine und noch einige Tiere und Pflanzen. Dann marschieren wir weiter kommen an der Theresienkapelle am Pfänder vorbei und weiter geht es nach unten. In der Zwischenzeit ist die Sonne ganz rausgekommen und wir können uns wieder entkleiden.

Wir laufen über Felder und Wiesen, begegnen keinem Menschen, schön….einfach schön. Wolfgang ist sich heute nicht so sicher ob wir richtig sind, schaut immer wieder auf die Wanderkarten. Vor Bromatsreute, steht auf dem Schild links, er will geradeaus. Ich muss mich durchsetzen. Martina ist nur noch am lachen mit uns. Wir laufen weiter über Felder und Wiesen, keine Menschen unterwegs. Wolfgang wieder: “sind wir richtig, ich glaube, ich hätte nicht auf dich hören sollen, wir hätten doch geradeaus laufen müssen. “Ach mein Schatz, dafür liebe ich dich“, grins…. Dann sind wir in Bromatsreute und das Grenzschild nach Deutschland kommt. Jetzt ist er erleichtert. Die Wolken haben uns in der Zwischenzeit wieder eingeholt, es fängt leicht zu nieseln an.

Wir machen nochmal eine kurze Rast und dann geht es weiter nach Hagspiel/Scheidegg zum Gasthof/Pension Hirsch. Der Weg zieht sich. Wir bekommen einen heftigen Schauer ab. Es schüttet teilweise wie aus Kübeln. Als wir um 18:00 Uhr ankommen ist Martinas dünne Jacke durch. Die Wirtin zeigt uns die Zimmer, nimmt unsere Schuhe und Jacken mit und bringt diese in den Trockenraum. Das ist ein Service. Wir haben ein wunderschönes Zimmer. Hier gibt es die weichsten Handtücher und duftigsten Bettbezüge.

Blick vom Balkon nach dem Gewitter.

Das Essen ist hervorragend und auch der Wirt, Herr Nußbaumer, sehr nett. Er gibt uns noch einige Wandertipps. Heute lassen wir es krachen. Martina und ich trinken ein dunkles Bier. Wolfgang zwei Weizen. Er ist leicht beschwipst und lobt Martina sehr, aber er hat recht, nur mit ihr können wir das machen, 9 Stunden laufen ohne murren.

 

(Etappe 3 – Fußach (A) – Hard (A) – Bregenz (A) – Pfänder mit der Bahn (A)  – Jungholz (A)  – Bromatsreute (A)  – Oberstein (D) – Unterstein (D) – Buhl (D) – Lindenau/Scheidegg (D) - HagspielScheidegg (D); insgesamt ca. 9 Std.)

Dienstag 11.05.2010  Scheidegg/Hagspiel - Steibis

Es hat die ganze Nacht immer wieder geregnet. In der Früh nieselt es noch. Ich bin wiedermal zuversichtlich was das Wetter betrifft.

Um 8:00 Uhr gibt es Frühstück. Der Chef, ist auch schon wieder fit. Er setzt sich noch dazu und gibt uns eine Beschreibung der Ortschaften, für unsere heutige Etappe, damit wir uns leichter tun. Wir werden heute einige Steigungen haben, aber schließlich sind wir ja jetzt trainiert.

Herr Nußbaumer erzählt uns vom Gletschertopf in Scheffau, den sollen wir uns ansehen. Wir haben keine Vorstellung um was es sich dabei handelt. Er erklärte es uns in kurzen Zügen.

Vor 25.000 Jahren war das ganze Gebiet mit Gletschereis überzogen. Im Sommer bildeten sich Schmelzwasserbäche, die an verschiedenen Stellen durch Gletscherspalten mit großer Energie auf das Gestein prallte. Das Wasser staute sich in den Gletscherspalten, daher nahm der Druck am Gletscherboden stark zu. Das ergab an einigen Stellen Strömungsgeschwindigkeiten bis zu 200km/h. Dadurch wurde mit Hilfe von Kies und Sand der Stein ausgefräst und das Wasser konnte abfließen.

Wir Mädels möchten unbedingt den Gletschertopf besichtigen. Wolfgang nicht. Beim überqueren einer Straße bei Scheffau sehen wir das Schild Gletschertopf. Wir wissen nicht wie weit er von unserm Ausgangspunkt entfernt ist, deswegen meint Wolfgang, lasst uns weitergehen, wir haben heute noch einen weiten Weg vor uns. Ja, ja wie jeden Tag. Ist uns egal, wir wollen zum Topf. Ein paar Meter weiter finden wir ihn.


Wolfgang schaut rein und meint: „Na toll, ein Loch, mit Wasser gefüllt“. Aber wir beide haben ihn gesehen, den Topf, grins… Das ist mal wieder ein Highlight für heute, meint Martina.

 

Kurz nach dem Gletschertopf überqueren wir die Grenze und befinden uns in Österreich. Als wir in der Ortschaft Thal ankommen, begrüßt uns die Sonne mit ihrer vollen Kraft. Bei der Kirche gibt es eine Bank. Dort entledigen wir uns der Regenkleidung und machen eine kurze Trinkpause.  Wir laufen über Wiesen- und Waldwege hoch nach Sulzberg. Heute ist Wolfgang nur am jammern. „Ich will nicht mehr. Es ist viel zu heiß. Das machen ich nie wieder, das sage ich dir gleich“. Ich sage zur Martina: „einfach reden lassen, er beruhigt sich schon wieder.“ Als wir oben in Sulzberg ankommen und einen gigantischen Ausblick auf die Bergwelt haben, ist alles vergessen. Im Gasthof Alpenblick gibt es einen tollen Kaiserschmarrn. Martina bestellt sich nur ein Eis. Wir genießen noch eine Zeitlange die Sonne und die Aussicht.

Es geht weiter, ob wir wollen oder nicht, wir haben noch einiges zu laufen und für den späten Nachmittag sind Gewitter angesagt. Wir überqueren wunderschöne Felder und Wiesen, nach Aach zur Grenze. Wir kommen an eine alte Holzbrücke und von dort geht es bergauf, über die Grenze nach Deutschland.


Wolfgang geht es heute nicht so gut, er ist ziemlich fertig. Der Weg geht immer weiter bergauf. Dort gibt es auch eine Ortschaft die Hagspiel heißt. Ein freilaufender Esel begleitet uns bis zum Ortsausgang. Martina hat wieder ein Highlight entdeckt, sie will über den Wald zur Aussichtsplattform Dreiländereck. Wolfgang streikt. Er meint wir gehen auf dem Weg weiter, der ist kürzer und auf der Straße ist es nicht so steil. Von wegen, auch hier ging es teilweise steil nach oben und ob der Weg kürzer war, na ja egal. Der Weg nimmt kein Ende, das kommt davon, wenn man lange Pausen macht z.B. in Sulzberg, dann dauert alles noch länger. Trotzdem können wir noch lachen (Foto unten).

Wir sind alle ziemlich fertig und Martina sagt: „ bringt ja nichts, wir müssen weiter“ Wir sind stolz auf sie und sagen, eine Andere würde das mit uns bestimmt nicht mit machen. Laufen, laufen, laufen… Heute kommt immer wieder Eine/r an seine Grenzen. Bei den letzten paar Metern fängt es zu tröpfeln an. Wiedermal Glück gehabt. Um 18:00 Uhr sind wir im Gasthof Ullr, in Steibis. 

 

Die Erste urkundliche Nennung des Ortsnamen Steibis ist im Leuteverzeichnis der Grafschaft Rothenfels aus dem Jahre 1451. „Ze Stöbin“ was so viel heißt wie zu den Leuten namens Stöb. 1451 gab es einen Jäck Stöb. Bis ins 20. Jahrhundert war Steibis ein Bergbauerndorf, danach wurde es zum Wintersport- und Ferienort.

 

Unsere Allgäuer Freunde kommen zu Besuch. Manu, Kai, Lisa und Pius, wir freuen uns sehr darüber. Heute ist ein gigantisches Abendrot zu sehen. Keiner will aufstehen um ein Foto zu machen. Wir sind einfach zu faul. Egal, wir haben alles im Gedächtnis und wenn das mal nicht mehr funktioniert, na dann…. Nach dem Essen verabschiedet sich Martina von uns, sie ist müde und braucht Ruhe. Wir bleiben noch bis ca. 22:00 Uhr und erzählen von unseren Erlebnissen.

 

(Etappe 4 – HagspielScheidegg (D) – Lindenau (D) – Bühl (D) – Scheffau (D) – Oberhagau/Thal (A) -  Geschwend (A) – Oberhaus (A) – Sulzberg (A) – Simlisgschwend (A) – Hermannshausen (A) – Unterhalden (A) – Aach (A) – Nägeleshalde (A) – Hagspiel (A) -  Steibis (D) ; insgesamt ca. 9 Std.)

Mittwoch 12.05.2010 Steibis – Immenstadt

Es hat in der Nacht zu regnen begonnen. Heute haben wir alle drei keine Lust zu laufen. Bei leichtem Nieselregen gehen wir um 9:30 Uhr los. Auf dem Hochgrat 1.834 m, dem höchste Berg des nördlichen Allgäus, hat es immer noch jede Menge Schnee. Das Highlight für Martina sind heute die Buchenegger Wasserfälle. Bis wir dort sind jammert uns Wolfgang vor, dass er den Frühstücks Jogurt nicht vertragen hat. Martina meint: „einmal ist es der Jogurt, der Kuchen oder der Kaiserschmarrn immer etwas anderes. Ja, ich sage ja immer, mit meinem Wolfgang wird es nie langweilig. Auch wenn wir uns nur über Sodbrennen unterhalten, wir haben wenigstens ein Thema, lach… Es nieselt so leicht vor sich hin und ich rede schon wieder von Sonne. Meine beiden Pessimisten glauben mir nicht, jeden Tag das gleiche mit den beiden.

Kurz vor dem Wasserfall hört es zu regnen auf und die ersten blauen Flecken (am Himmel) zeigen sich. Also Regenhosen runter und weiter geht es. Am Wasserfall ist außer uns keiner. Wir machen eine kleine Trinkpause und weiter geht es. Entweder ein Stück zurück laufen oder auf der anderen Seite über den Berg. Wir sehen uns den Bergweg an. Wolfgang und ich finden ihn zu steil und unbefestigt, da wir keine Stecken haben, wollen wir zurückgehen. Martin sieht wieder ein Highlight und überredet uns den Weg zu gehen. „Er ist doch nicht so schlimm“, meint sie. Also gut, wir lassen uns überreden und sie hat recht. Er ist ganz gut zu laufen und wir haben dann nochmal einen schönen Ausblick auf den Wasserfall.

Wir haben Martina vom Café am Wald in Thalkirchdorf vorgeschwärmt, dort gibt es gigantische Kuchenstücke und geschmacklich ebenso gut. Als wir den Berg abwärts gehen und am Café vorbei kommen, ist leider Ruhetag. Na ja, heute hatte sie ja schon zwei Highlights. Also laufen wir hinüber nach Wiedemannsdorf zu unseren Freunden, um sie zu besuchen. Vielleicht gibt es ja dort einen Kuchen?

Als im Schwedenkrieg die Schweden ins Allgäu kamen, flüchtete in Immenstadt sich alles an die Staig hinauf, in eine Bergschlucht zwischen dem Immenstädter Hörn und dem Steineberg. Hier verschanzte man sich. Es wird eine Kapelle gebaut und Gottesdienst gehalten. Im leeren Städtchen verheeren und plündern die Schweden. Am Alpsee stößt eine Abteilung des Reichsheeres auf sie. Der See ist zugefroren. Die Schweden werden übers Eis geführt. Das Eis bricht, und vierzehn Fähnlein sinken unter. Man nennt die Stelle, wo die Schweden in den See hineingejagt wurden, noch den Schwedenbrunnen. Die eroberten Fähnlein aber sind in der Lorettokirche in Bühl aufbewahrt zum ewigen Andenken.

Auch in Thalkirchdorf sind sie mit all ihrer Habe in die Berge geflüchtet. Als man alles, was einigen Wert hatte, zusammenpackte, mahnte die Magd ihre Herrschaft, ja doch den Haushahn nicht mitzunehmen, weil dieser den Zufluchtsort verraten würde. Seitdem mahnt man jeden, der ein Geheimnis bewahren soll, mit den Worten: "Nehmet den Gockeler nicht mit!"


(Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 276, S. 285.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.)

Kerstin hat einen Mohn- und einen Quarkkuchen mitgebracht. Aber zuerst bekommen wir eine Brotzeit aufgetischt. Wir erzählen von unseren bisherigen Erlebnissen. Wolfgang behauptet, dass Martina und ich auch bergauf reden können. Stimmt doch gar nicht. Wir bleiben bis 16:30 Uhr. Kai muss Richtung Immenstadt und nimmt uns mit dem Auto mit. Ein bisschen schlechtes Gewissen bekommen wir schon, weil wir das letzte Stück unserer heutigen Etappen nicht gelaufen sind.

 

Am späten Nachmittag hatte es wieder zu regnen begonnen. Abends durchwachsen, leichter Nieselregen.

 

In Immenstadt landen wir im Carpe Diem und essen dort sehr gut. Wir laufen gemütlich zum Hotel zurück. Als ich gerade beim Zähneputzen bin, klopft es an unserer Türe. Martina ist ganz aufgeregt und erzählt uns von Ameisen. Ich gehe mit ihr ins Zimmer und tatsächlich, das ganze Bad rund um die Toilette alles voller Ameisen, igitt, wie ekelig. Ich rufe sofort beim Vermieter an. Martina bekommt ein neues Zimmer. Natürlich hat sie keine gute Nacht, untersucht erst einmal ihren ganzen Rucksack, schüttelt alles aus um wirklich keine Ameisen mitzunehmen.

 

Die Siedlung Imendorf, so eine ältere Schreibweise, wurde erstmals 1275 erwähnt. Am 22. Juli 1360 wurde Immendorf zur Stadt erhoben. Immenstadt erlangte durch Salzstapel und Leinwandhandel wirtschaftlichen Wohlstand. Von 1804 bis 1805 gehörte Immenstadt zu Österreich bis es am 16. Dezember 1805, mit den Verträgen zu Brünn, bayerisch wurde.

 

(Etappe 5 – Steibis – Alpe Neugschwend – Bucheneckerwasserfälle – Turaalpe – Ochsenschwandalpe – Fuchsloch – Moosalpe – Schwandalpe – Schwändle – Thalkirchdorf – Wiedemannsdorf -  Alpsee - Immenstadt ; ca. 5 Std. bis Wiedemannsdorf)

Donnerstag 13.05.2010 Immenstadt – Sonthofen/Binswangen

Am nächsten Tag beim Frühstück, keine Entschuldigung nichts…. Na toll, die werden uns bestimmt nicht mehr sehen. 

Brigitte eine Freundin kommt zum Frühstücken und wir unterhalten uns noch länger. Heute gehen wir erst um 10:00 Uhr los.

Es geht von Immenstadt, an der Iller entlang. In Biehlerdorf geht es verbotswidrig über die Zugbrücke, da wir den Übergang verpasst haben (nur ein kleines Stück). Nun an der Ostrach weiter bis nach Binswangen. Heute haben wir kein Glück. Es regnet nur einmal. Um 13:00 Uhr sind wir in der Pension Johanna.

Wir haben ein Dreibettzimmer mit Balkon, sehr sauber und schön. Es gibt auch einen Wäscheständer, also dann erst einmal waschen. Was sollen wir sonst machen bei diesem Wetter. Martina ist etwas frustriert, weiß nicht so recht was sie will. Soll sie mit uns nach Sonthofen gehen, oder im Zimmer bleiben, schlafen, Fernsehen schauen? Heute war halt kein Highlight dabei, grins

Um 15:30 Uhr laufen wir nach Sonthofen und landen im Café M1. Es gibt für alle drei eine Erdbeerroulade, sie ist riesig und sehr gut.  Danach gehen wir ins Amt eine sehr gute In - Kneipe in Sonthofen. Wir können gerade noch einen kleinen Tisch ergattern. Es gibt für alle eine große Salat Schüssel. Als wir zurücklaufen wird der Regen wieder stärker. Im Zimmer angekommen, outet sich Martina, sie will Big Brother anschauen. Uns ist es egal, somit hat sie für heute doch noch ein kleines Highlight bekommen, hi,hi,hi…

(Etappe 6 Immenstadt – Sonthofen - Binswangen; ca. 3 Std.)

Freitag 14.05.2010 Sonthofen/Binswangen – Unterjoch

Martina konnte nicht schlafen, Wolfgang´s Schnarchen war interessanter. Die Arme, macht ganz schön was durch mit uns.

Um 8:00 Uhr gibt es Frühstück, gigantisch. Das Frühstückszimmer ist hell und freundlich eingerichtet und das Büffet ist sehr gut. Es gibt alles. Die Wirtin erzählt uns, dass sie auch gerne wandert und den E5 gelaufen ist. Da es immer noch leicht nieselt wollen wir heute nicht los laufen. Wir reden und reden, bis Wolfgang sagt: “jetzt aber Mädels, es wird Zeit, wir haben noch eine größere Strecke vor uns.“

Um 10:00 Uhr geht es von Sonthofen zum Tiefenbach. Es ist sehr neblig und will heute einfach nicht aufreißen. Als wir den Alpweg nach Breiten hochlaufen, treffen wir die jungen Männer von der Pfänderstation wieder.  Welch ein Zufall. Sie sind schneller als wir, deswegen trennen wir uns nach einem kurzen Gespräch wieder.

Der Alpweg darf nur mit einer Mautgebühr befahren werden. Gut für uns kein Autoverkehr auf der Straße.

Bis jetzt hatten wir leichten Nieselregen und ab und zu meinen wir jetzt kommt sie, die Sonne, aber so recht will sie heute nicht.

Die Nebelschwaden ziehen unten in der Ortschaft vorbei und lassen uns in Ruhe. Der Weg geht weiter in den Wald. Es wird immer düsterer und der Nebel hat sich jetzt auch bei uns ausgebreitet. Wir kommen an einen Waldweg mit lauter Wurzeln. Martina rennt fast den Berg hoch, das gefällt ihr. Somit haben wir wieder ein Highlight für sie.

Wolfgang und ich hecheln hinterher, von wegen, sie kann mit uns beiden Langen nicht mithalten.

 

Langsam kommen wir an die Schneefallgrenze, es begegnen uns kleinere Schneefelder. Die Strecke wird sehr glitschig und matschig. Martina versucht dabei ihre Schuhe im Gras zu reinigen, keine Chance, schon höre ich sie wieder vor mir.“ iiihhh, so ein Sch…  Wir versuchen immer wieder dem Dreck auszuweichen. Es ist allerdings sehr schwierig da der Weg zu eng ist. Rechts und links von uns befinden sich Büsche und Bäume.

Wir kommen auf eine Wiese und  verlaufen uns fast, sehen keinen Weg mehr vor uns. Wir versuchen, wie damals die Indianer, Fußspuren zu finden, da wir ja wissen das die Jungs vor uns sind.  Wolfgang entdeckt hinter einem Busch einen Weg, na toll.  Wir kommen aus dem Wald, der Anblick ist gigantisch Nebel, Nebel, Nebel und ein eisiger Wind weht uns um die Ohren.

Weiter geht es, nochmal runter und hoch. Wir kommen an eine Abzweigung, auf der einen Seite geht es zum Spießer auf der anderen zur Hirschalpe. Wir laufen ein kurzes Stück Richtung Spießer. Es sieht aus als ob der Weg weiter an den Felsen entlang geht, das wollen wir uns nicht antun. Vor allem nicht bei diesem Nebel, also zurück und unten an der Abzweigung zur Hirschalpe, dort gibt es lt. unserer Wanderkarte einen besseren Weg.

 

An der Abzweigung kommen uns Urlauber mit Sonntagsschuhen und Regenschirm entgegen, da dachten wir, kann ja nicht so weit sein und der Weg ist bestimmt gut zu gehen. Von wegen. Es ist sehr matschig. Wir sind im Dreck versunken. Wolfgang hat uns teilweise, soweit er nicht selbst betroffen war, geholfen und aus dem Dreck gezogen. Wir sehen aus wie die Schweine, seht selbst...

Irgendwie war es aber auch lustig, wir haben trotz Schmutz viel gelacht.  Dafür gibt es ja Wasser, was soll´s. Trotzdem haben wir Mädels immer wieder versucht den Schmutz zu umgehen und im Gras die Schuhe zu putzen. Wolfgang hat nur den Kopf geschüttelt. Ja, so sind wir halt, wir Mädels, liegt in unseren Genen.

 

Als wir endlich die Hirschalpe sehen, steht diese voll im Nebel, alles ist dicht. Trotzdem wollen wir beide einen warmen Kaffee. Wolfgang meint, wir haben noch einen langen Weg vor uns, am besten ist es, wenn wir gleich weitergehen. Wir wollen einfach nicht mehr, nur einen Kaffee. Unten angekommen, laufen uns die Männer vom Pfänder entgegen. Sie haben sich schon gestärkt, na toll. Wir beobachten wie sie nach dem Weg suchen, einer zieht sein GPS raus und bestimmt den Weg, echt toll. Wir schleppen dafür 1kg Wanderkarten mit.

 

Martina und ich lassen es uns nicht nehmen kurz in die Hütte zu schauen. Dort ist es mollig warm, der Kachelofen brennt. Aahh, wie schön. Wolfgang ruft von hinten. „Weiter geht es“. Ja, ja, er hat ja recht.

 

Wir haben zwei Möglichkeiten entweder gehen wir, den Asphaltweg nach Bad Hindelang runter oder es geht wieder hoch zum Spießer, vorbei über die Skilifte ins Unterjoch. Der Nebel wird wieder dichter, also jetzt los. Wir entschließen uns für den Spießer; Skiliftweg, da der Bad Hindelanger Weg mehr Zeit in Anspruch nimmt und wir endlich ankommen wollen. Es geht weiter auf der Matschpiste und über Geröll, der Weg ist schlecht zu sehen. Als wir an ein Schneefeld kommen wollen Wolfgang und ich umdrehen, das scheint uns zu gefährlich. Ohne Wanderstöcke, nee lieber nicht. Mit solchen Besteigungen haben wir bei dieser Wanderung nicht gerechnet und deswegen auch keine Stöcke dabei. Martina ist guten Mutes und meint das schaffen wir locker.

 

Also gut versuchen wir es. Ich habe schon ganz schön Angst, aber die beiden geben mir Mut. Wir sehen nicht wie weit es unter uns ab geht, da der Nebel sehr dicht ist. Schritt für Schritt kommen wir weiter. Dann wieder das Problem keine Schilder wo geht der Weg weiter? Gott sei Dank können wir Spuren lesen und finden die Fußabdrücke der Männer.

Endlich kommen wir auf einen steinigeren Weg, dass Kar und  der Schnee liegen hinter uns. Nun gibt es nur vereinzelte Felder mit Schnee. Martina rutscht aus und fliegt voll auf ihren Fuß. Ich halte den Atem an, denn vor vier Jahren hatte ich mir so mein Sprunggelenk gebrochen. Wolfgang ist sofort bei der Stelle und hilft ihr hoch. „Nicht nachdenken Martina, hochkommen und weiterlaufen“, meint er. Damit sie den Schock überwindet, redet er auf sie ein. Es ist nichts passiert, sie kann weiter gehen.

 

Auf unserem weiteren Weg kommt ein Stück mit wunderschönen Holzscheiben, damit die Füße nicht nass werden. Ich denke mir noch. Helga ganz vorsichtig laufen, Rutschgefahr. Der Erste, der Zweite es geht gut. Ich bekomme keine Matsch Füße mehr. Bis zum Fünften habe ich es geschafft, dann lag ich wie eine Schildkröten auf meinem Rucksack. Die beiden sind etwas erschrocken, weil ich nicht gleich aufgestanden bin, aber ich musste so lachen, dass ich gar nicht aufstehen konnte. Als ich meine rechte Hand hob, lief mir der Matsch an der Hand runter, Klasse.

 

Weiter geht’s. Ich laufe lieber wieder auf der Wiese und versinke im Dreck. Wolfgang glaubt links von uns eine Abkürzung zu sehen und will gerade in der Wiese nach unten gehen, als auch er ausrutschte und mit dem Hintern im Dreck landete. Jetzt können Martina und ich uns nicht mehr halten, wir brechen in Gelächter aus. Alle drei sehen wir aus, wie die Schweine. Wir laufen direkt an der Skipiste ab.  Um 17:15 Uhr sind wir unten. Hoffentlich ist der Gasthof nicht so weit entfernt. Wir haben Glück das Gasthaus Buchl ist gleich ein paar Meter weiter.

 

Wir gehen ganz vorsichtig hinein, damit wir keine Schmutzspuren hinter lassen. Die Wirtin sieht das ganz locker und meint es wird ja geputzt.

Martina und ich dürfen gleich duschen, Wolfgang kümmert sich um unsere Kleidung. Gut das wir einen Balkon haben. Erst mal alles trocknen.

Der Spieserhat eine Höhe von 1650 m und liegt am Nordrand der Allgäuer Alpen im Landkreis Oberallgäu. Er befindet sich zwischen den Orten Bad Hindelang im Südwesten und Unterjoch im Nordosten.

Martina ruft abends noch ihre Tochter an und ist, glauben wir, ganz schön froh dass morgen ihr letzter Tag ist. Das war heute wirklich nicht so toll. Da kann einem die Lust am Wandern vergehen. Ihre Tochter verspricht Fleischküchle mit Kartoffelsalat zu kochen. Einen guten Kaffee zu besorgen und auch etwas Süßes, nachdem sie das hört geht es ihr schon wieder besser.

 

Das heutige Motto von Martina: „Hilft alles nichts wir müssen weiter. Gott im Himmel und auf die Schönheit kommt es jetzt wirklich nicht mehr an, dann hängen die Haare halt. Hauptsache wir kommen runter“. So ist sie halt unsere Martina, lach….

 

Das Essen ist sehr gut im Gasthof. Alle drei bestellen wir uns einen Jagertee, auf unseren heutigen Schock, da wir alle nichts vertragen, sind wir ständig am kichern. Als wir um 20:00 Uhr wieder auf das Zimmer kommen sind die Klamotten schon einigermaßen trocken. Wolfgang bürstet noch fleißig, damit der Dreck abfällt.

 

Wir haben Wolfgang in das dritte Bett verfrachtet. Martina und ich schlafen im Doppelbett. Ich werde wach und höre wie Martina sich ständig umdreht und laut schnauft. Erst denke ich was hat sie denn? Dann höre ich den Übeltäter, Wolfgang sägt die ganzen Bäume am Spießer, Martina kann nicht schlafen. „Wolfgang umdrehen“, rufe ich. Was er auch gleich macht. Dann höre ich Martina, ach, endlich. So, jetzt aber schlafen, die Nacht ist bald vorbei.

 

(Etappe 7 – Sonthofen/Binswangen – Tiefenbach – Breiten – Bildstöckle – Tiefenbacher Eck – Karl-Hiller-Hütte – Richtung Spießer – Hirschalpe – Spießerlifte – Unterjoch;  ca. 7,5 Std.)

Samstag 15.05.2010 Unterjoch – Füssen

Heute wird uns Martina verlassen, eigentlich Schade, wir haben uns jetzt so aneinander gewöhnt. Um 9 Uhr geht es nach einem sehr guten Büffet und immer noch Nieselregen nach Pfronten.

Der Weg ist sehr schön zu laufen, allerdings sind wir heute ganz schön erledigt und irgendwie ist momentan die Luft raus, nach unserer gestrigen Schlammschlacht. Als wir in Pfronten ankommen kann sich Martina nicht mehr aufraffen weiter nach Füssen zu laufen. Wir können es verstehen, nachdem das Wetter immer noch nicht besser ist. Somit bringen wir sie zum Bahnhof in Pfronten. Der nächste Zug fährt in einer Stunde nach Augsburg. Wir verabschieden uns von ihr und weiter geht es. So, jetzt sind wir wieder alleine, wir beiden. Na ja, irgendwie geht sie uns schon ab, unsere Martina. Wir laufen zum Weißensee, ab und zu kommt die Sonne zum Vorschein.

In den 80ziger Jahren waren wir oft am Weißensee. Bekannte hatten dort eine Ferienwohnung und wir beide nützten sie oft, da sie sehr günstig, für unsere damaligen Verhältnisse war und somit kann ich Euch mit einem Bild aus dem Jahre 1983 beglücken. Ich mit Ohrenschützern, wie sie damals modern waren, am Weißensee, hi,hi,hi.

Vom Weißensee laufen wir direkt nach Füssen, keinen Umweg über den Alatsee, da es immer wieder regnet. Wir wollen so schnell wie möglich in unsere heutige Unterkunft in Füssen. Als wir auf die Füssener Fußgängerzone zugehen, sehen wir rechts von uns wieder die jungen Männer. Sie kommen uns von Bad Faulenbach entgegen. Wir müssen alle lachen, das gibt es doch nicht, als hätten wir uns abgesprochen. Sie werden von Füssen nach Hause fahren, haben ihre Wanderung geschafft, sind allerdings auch alle erledigt und froh wenn sie wieder zu Hause sind. Sie sind unter anderem über die verschneite Nagelfluhkette gelaufen. Ohne ihr GPS hätten sie den Weg teilweise nicht gefunden. Wir verabschieden uns und steuern auf unseren heutigen Übernachtungsort zu, mitten in der Altstadt.

Um 16:30 Uhr sind wir im Hotel, werden herzlichst mit einem heißen Tee begrüßt und ich soll ein Anmeldeformular ausfüllen, was ich nicht fertigbringe, da meine Hände eingefroren sind. Am späten Nachmittag war es nur noch 5 Grad in Füssen. Die Dusche ist sehr heiß, die Toilette im Gang winzigst, keine Bewegungsmöglichkeit. Was uns sehr erfreute war die Waschmaschine und der Trockner. Endlich die schmutzige Wäsche waschen.

In der Zwischenzeit gehen wir in Füssen zum Essen, als wir zurückkommen ist die Wäsche gewaschen, jetzt noch schnell in den Trockner und fertig.

 

(Etappe 8 Unterjoch – Steineberg – Rehbach -  Vils Tal – Pfronten – Meilingen – Finstertalweg – Roßmoos – Hinteregg – Weißensee – Füssen;  ca. 7,5 Std.)

 

Sonntag 16.05.2010 Füssen – Lechbruck

Um 8:00 Uhr marschieren wir bei Nieselregen los. Diese Strecke sind wir letztes Jahr auf unserer Wanderung auf dem Lechhöhenweg gelaufen, nur entgegengesetzt. 

Im Ortsteil Greith kurz vor Buching wollen wir im Kiosk Abrakadabra einkehren und einen Kaffee trinken, leider ist er geschlossen. Kein Wunder bei diesem Wetter, da kommt bestimmt keiner. Nachdem wir fast daran vorbei gegangen sind, geht ein Fenster auf und der Inhaber, vermuten wir, wünscht uns eine gute Reise. Wir bedanken uns und setzen unseren Weg fort.

Es wird nicht besser, immer noch leichter Regen Wir sagen lieber so, als 30 Grad im Schatten. Man kann sich alles schön reden, grins…

Wir laufen ohne Pause weiter um 14:00 Uhr erreichen wir Lechbruck. Da wir schon hier waren, wissen wir, dass es an der Hauptstraße das Café Andrea gibt, allerdings haben wir damals nur ein Eis gegessen und nicht mitbekommen dass es dort riesige und sehr gute Kuchen gibt. Wir bestellen uns einen Kuchen. Wolfgang nimmt eine Erdbeerroulade und ich eine Nusstorte. Wahnsinn, die Stücke reichen für das Abendessen. Das wäre ein Highlight für Martina.

Wir gehen gestärkt zu unserer heutigen Unterkunft, dem Gasthof Holler, den wir vom letzten Jahr kennen. Bei der Reservierung per Telefon sagte ich noch, uns reicht das kleine Zimmer ohne Fernseher, so wie letztes Jahr. Als wir ankommen meint Frau Holler, dass neu umgebaute Zimmer 6 sei noch frei, es ist neu umgebaut und sehr schön.  Wir haben es genommen und nicht bereut  Es ist wunderschön hergerichtet, mit einem sehr schönen freundlichem Badezimmer.


Das Essen ist sehr gut. In der Gaststube und auch im Hinterzimmer stehen Engelsfiguren, da muss man sich einfach wohlfühlen. Dieser Spruch in der Wirtstube hat mir am besten gefallen: Wir Menschen sind Engel mit nur einem Flügel. Um fliegen zu können, müssen wir uns umarmen.

Ich habe nachgeforscht, der Autor ist unbekannt.

 

Am Abend kommt die Sonne zum Vorschein. Nach dem Essen gehen wir noch ein bisschen im Ort spazieren und treffen ein paar Gänse. Eine ist sehr schön gezeichnet. Wir wissen nicht ob das eine bestimmte Sorte ist oder ob sie einmalig ist?

(Etappe 9 Füssen – Schwangau – Brunnen – Greith – Raubenbichl – Kniebis – Thal - Ostern – Küchele - Prem - Lechbruck;  ca. 6 Std.)

 

Montag 17.05.2010 Lechbruck - Rottenbuch

Um 9:00 Uhr verlassen wir Lechbruck. Wolfgang würde am liebsten noch ein paar Tage im Gasthof Holler verweilen. Es ist leicht neblig. Vorsichtshalber ziehen wir gleich die Regenbekleidung an. Unterwegs sprechen uns heute immer wieder Leute an und fragen wohin wir gehen. Ich denke das liegt daran das hier der Jakobsweg entlang läuft. Es begegnen uns heute auch immer wieder Rehe. Das Wetter wird besser, als wir in Steingaden sind, kommt die Sonne.

Es geht weiter nach Lizau an der Wieskirche vorbei. Wir laufen den Milchbauernweg entlang nach Rottenbuch. Es wird immer dunkler. In Rottenbuch können wir uns gerade noch unterstellen, bevor der Platzregen kommt.

 

Die Anfänge des Ortes und Klosters, führen auf eine Buchenrodung zurück, daher der Name Rottenbuch.  Das Kloster wurde 1073 gegründet. Ein ehemaliger Augustinerchorherrenstift „Maria Geburt“ 1740 wurde die gotische Basilika aus dem 15 Jh. in eine Barockkirche umgebaut.

 

Unsere nächste Unterkunft ist ein paar Kilometer entfernt. Bei leichten Regen kommen wir um 17:00 Uhr an unsere heutige Schlafstätte. Es ist alles abgesperrt und draußen liegt ein Schild „Ruhetag“, na toll, eigentlich wollen wir dort was essen und heute nicht mehr so weit laufen. Als wir klingeln, bekommen wir eine verschlafene Antwort. Der Wirt sperrt uns auf und jammert uns erst einmal vor das er krank ist und er nicht viel vom Personal hält, denn er muss alles selbst machen. Kein Verlass auf die Leute, ständig muss man ihnen frei geben und alles alleine machen. Wir äußern uns nicht dazu und sind froh als wir in unserem Zimmer sind.

 

Ich verschwinde gleich in der Dusche. Als ich die Duschkabine schließen will, habe ich einen Teil der Duschwand in der Hand. Das wird ja immer noch schöner. Wolfgang hängt sie wieder ein. Eigentlich hat es im Internet schöner ausgesehen. So kann man sich täuschen. Als ich geduscht habe geht Wolfgang, die Lüftung hat auch schon mal bessere Zeiten gesehen. Alles ist klamm und feucht, klar die Dusche ist nicht dicht. Wir bringen das Bad nicht trocken, trotz offener Tür. Es muffelt nach Schimmel. Wolfgang wischt den Boden mit dem Handtuch, alles schwarz. Hauptsache das Bett ist sauber. Eine Flasche Orangensaft im Zimmer, ist schon seit einem Jahr abgelaufen.

 

Das Abendessen ist wiedererwarten gut. Es ist einiges los. Vielleicht haben ja auch nur wir so ein Zimmer erhalten und die anderen sind besser. Wir fragen nach dem Essen wann es denn Frühstück gibt, ob es um 7:00 Uhr in Ordnung ist. „Na ja, meint er, ausnahmsweise“. Als Wolfgang im entgegen kommen will und sagt: „Ist es ihnen um ½ 8 oder 8 Uhr lieber?“, meint er schnippisch: „alles für die Gäste“ usw. So ein Ar… Entschuldigt meine Ausdrucksweise, aber der nervt echt.

 

(Etappe 10 Lechbruck – Gründl – Steingädele – Steingaden – Lizau – Landvolk Hochschule – Schwarzenbach – Unterhäuser – Wildsteig - Rottenbuch;  ca. 8 Std.)

 

Dienstag 18.05.2010 Rottenbuch – Polling

Unser Frühstückszimmer ist sehr schön, freundlich und hell eingerichtet. Wir sind überrascht. Die Sonne ist schon am scheinen. Der Wirt ist heute nicht da, wir zahlen und nichts wie weg. Um 8:30 Uhr machen wir uns auf den Weg.

Der Pfaffenwinkel befindet sich zwischen Lech und Loisach. Es gibt 159 Kirchen und eine Menge Klöster. Für die Unwissenden  „Pfaffen“  Mehrzahl,  ist die alte Bezeichnung für Pfarrer.

Wir laufen über Wiesen und Wälder, vor dem eisigen Wind schützen wir uns mit unseren Regenhosen, da geht kein Lüftchen durch. An den Ammerhöfen verlaufen wir uns, wir wissen nicht mehr wohin, kommen in den Wald, laufen raus auf eine Wiese und studieren unsere Wanderkarte. Hinter uns hören wir ein Geräusch und siehe da, ein Reh. Es sieht uns an und hat gar keine Angst.

 

Bis zur Ammer zieht sich der Weg. Am Ammerweg steht 10 km bis Polling. Das war heftig, wir dachten, nur noch ein paar Kilometer, jetzt nochmal 10. Es ist sehr schön immer an der Ammer entlang, aber man sieht kein Haus, keine Ortschaft immer weiter und weiter. So geht es uns gut, nur die Füße brennen wie Feuer. Wir haben keine Blasen und gute Schuhe, aber sie zucken. Uns begegnet kein Mensch, wir laufen 2 Stunden ganz alleine.

 

Kurz vor Polling sehen wir einen Regenvorhang. Wolfgang und ich machen Blödsinn, oder auch nicht? Wir verschieben den Regenvorhang nach links und siehe da, der Regen zieht ab. Glaubt es oder nicht, diesmal hat es geklappt. Wir bleiben trocken. Ein kleines Dankeschön wird nach oben geschickt.

Wir beziehen unser wunderschönes Zimmer in der Alten Klosterwirtschaft. Wolfgang ist heute richtig erledigt und mir geht es auch nicht besser.

Wir gehen nach unten und genehmigen uns einen Kaffee mit Topfenstrudel, Eis und Sahne. Das haben wir uns verdient.

 

In der Nacht geht es mir nicht sehr gut. Ich bekomme eine Blasenentzündung, na toll.  Die halbe Nacht bin ich am springen zwischen Bett und Toilette.

 

(Etappe 11 Rottenbuch – Pischlach – Böbing – LaugenStrich – Graner Hofgut – Reitner Hof – Ammerhöfe – Steinle oder über Buchen – Moser Hof – Ammer entlang - Polling;  ca. 7 Std.)

Mittwoch 19.05.2010 Polling – Weilheim – Augsburg

 

Wir bekommen ein wundervolles Frühstück und beschließen die letzte Etappe nicht mehr zu laufen. Ich würde es nicht schaffen, brauche zuerst ein paar Medikamente. Wir laufen ca. 1 Stunde nach Weilheim, bekommen sofort einen Zug. Auch der Anschluss in München klappt gut. Mittag sind wir schon in Augsburg. Ich rufe unsere Homöopathin an, besorge mir dann einige Medikamente. Wir lassen die Rucksäcke zu Hause, packen eine Tasche und fahren mit dem Auto nach Bernried am Starnbergersee unserer letzten Etappe.

 

Auf diese drei Tage im Hotel wollen wir nicht verzichten. Wir gehen in Bernried spazieren und kommen zum Landgasthof Drei Rosen, essen dort gleich zu Abend, sehr gute Küche. Als wir im Zimmer sind beginnt es zu regnen.

 

Donnerstag 20.05. – Samstag 22.05.10 Bernried

 

Wir sind froh das wir das Auto haben, heute und auch an den darauffolgenden Tagen hat es meistens nur 1x geregnet. Wir machen trotzdem Ausflüge nach Tutzing, Kloster Andechs, St. Ottilien, Murnau, Sesshaupt usw. wenn es regnet sind wir in einem Café, ansonsten laufen wir spazieren.

 

Es sind trotz Regen noch 3 erholsame Tage, mit viel lesen und spazieren gehen.

Fazit: Bei unseren Wanderungen, auch diesmal wieder, geht es uns wie in diesem Vers von             Albert Einstein; 1879 – 1955.

 

Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben:

Entweder so, als wäre nichts ein Wunder,

oder so, als wäre alles eines.

Ich glaube an Letzteres.