Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter

 

Seitdem ich mich mit Kräutern und Pflanzen beschäftige, achte ich die Natur anders. Unterstützt werde ich von meinem Mann Wolfgang. Der von mir infiziert wurde. Alles ausprobiert und beim Pflücken, fleißiger ist als ich.

 

Im Winter beschäftige ich mich mit meinen Kräuter Büchern und sollte der Schnee die Wiesen nicht überwuchern, finden sich auch in dieser Jahreszeit Pflanzen, die verwendet werden können.

 

Im Frühjahr linsen Schneeglöckchen als eine der Ersten aus der Schneedecke hervor. Ein Wunder der Natur. Sie überleben die kälteste Nacht, da in ihren Zellen eine Art Frostschutz enthalten ist. In ihrer Zwiebel wohnt u.a. das Alkaloid Galantamin, dass angeblich Alzheimer und Demenz im Frühstadium leicht verbessern kann.

 

Die Kornelkirsche ist der erste Strauch, der blüht, bevor die Forsythien sich zeigen. Ende Februar bis Anfang März bekommen die Bienen von den gelben Dolden ihre Nahrung. Die Blüten zeigen sich vor dem Blattaustrieb. Ihre weinroten Früchte im Herbst schmecken süß bis säuerlich. Teilweise, prickelnd auf der Zunge, wie eine Brause.

Viele fragen uns: „Was ernten sie da?“

Wolfgang erzählt mit Begeisterung, was wir pflücken und wie wir es verarbeiten. Er hat daran Geschmack gefunden.

 

Im Sommer kommen viele weitere Kräuter und Pflanzen hinzu, die als Marmelade oder Tinktur in Gläser und Flaschen landen. Die scharlach- bis purpurroten Klatschmohnblüten. Sie werden zum Färben oder auch als Gelee verarbeitet. Getrocknet für Teemischungen sind sie ebenso verwendbar.

 

Die Knoblauchsrauke, die fast keiner mehr kennt. Sie verbreitet in Salatsoßen und Frischkäse ihren scharfen Knoblauch Geschmack. Nur roh angewandt ist ihr Duft zu riechen. Gekocht verflüchtigt sich dieser.

 

Im Herbst werden Wurzeln ausgegraben und verarbeitet. Die Beinwellwurzel wird in Öl angesetzt, um später daraus eine heilkräftige Salbe herzustellen. In der Volksheilkunde nennt man ihn den „Knochenheiler“. Nicht nur Wurzeln, sondern auch die Früchte der Hagebutte, Schlehe und ebenso des Weißdorns ernten wir.

 

Vor einiger Zeit hatten Wolfgang und ich ein nettes Erlebnis. Als beim Schlehen pflücken, ein junges Paar an uns vorbei lief, sich umdrehte und fragte: „Was ist das? Was sammeln sie?“

„Das sind Schlehen, die können als Likör oder auch Marmelade verarbeitet werden“, sagt Wolfgang.

„Schmecken die gut?“

Wolfgang grinste und gab ihnen welche zum Kosten.

Der junge Mann nahm sie in den Mund, biss hinein und verzog keine Miene.

Roh sind sie teilweise herb, zusammenziehend und sauer.

Sie fragte ihn: „Und wie schmecken sie?“

„Ja sehr gut. Fast süß.“

Somit nahm sie eine Schlehe in den Mund und biss darauf. Sofort verzog sich ihr Gesicht.

„Ooooh, die sind ja furchtbar herb“ und spuckte sie aus.

Er lachte herzhaft und wir auch.

 

(Autor: Helga Sättler 14.10.2019/Thema: Frühjahr, Sommer, Herbst, Winter)